Bekämpfung von Krankenhauskeimen
2012 habe ich das Menetekel der Krankenhauskeime an die Editorial-Wand gemalt und die Gesundheitsminister/innen von Bund und Ländern um Informationen gebeten, was dagegen getan werde. Stellvertretend zitiere ich aus dem unverbindlichen, unkonkreten, wachsweichen Rumgeeiere des damaligen Bundesgesundheitsministers Bahr:
„ … Der Bekämpfung von Krankenhauskeimen widmet das Bundesgesundheitsministerium große Aufmerksamkeit. (Aha! Anmerkung der Redaktion) Wir haben bestehende Gesetze und Instrumente ausgebaut und neue Maßnahmen entwickelt und eingeführt. (Ach so! Anm. d. Redaktion) So werden die Voraussetzungen geschaffen, die Hygienequalität in Krankenhäusern und bei medizinischen Behandlungen weiter zu verbessern und die Infektionsrate deutlich zu senken. (Wie beruhigend, dass es so fähige Gesundheitspolitiker gibt! Anm. d. Redaktion) Alle Bundesländer wurden verpflichtet, Verordnungen zur Infektionshygiene und zur Prävention von resistenten Krankheitserregern für Krankenhäuser zu erlassen (u.s.w.! Anm. d. Redaktion) Krankenhäuser werden ausdrücklich verpflichtet, nach dem Stand der Wissenschaft Infektionshygiene zu betreiben und die Weiterverbreitung von Krankheitserregern zu vermeiden.
(Toll! Anm. d. Redaktion) …“
Nach drei Jahren sieht das so aus: Statt auf 700.000 schätzt man die Zahl nunmehr auf 900.000 Infizierte pro Jahr, und mehr als 50.000 Patienten starben allein im vergangenen Jahr an MRSA & Co., bei hoher Dunkelziffer.
Der aktuelle Bundesgesundheitsminister Gröhe hält jetzt mit einem sensationellen „10-Punkte-Plan gegen Krankenhauskeime“ dagegen: Meldepflichten für Kliniken (an die Gesundheitsämter) „sollen“ eingeführt und verschärft werden. Krankenhäuser "sollen" regelmäßig in allgemein verständlicher Sprache über ihre Hygienestandards informieren. Patienten sollen vor geplanten Behandlungen verpflichtend auf multiresistente Erreger getestet werden.
Jetzt sollte man Wetten abschließen, dass sich nach weiteren drei Jahren wieder nichts getan haben wird.
Man muss die Strukturen und Profite verstehen, die bewirken, dass die Politik seelenruhig Leiden und Tod hunderttausender Mitbürger hinnimmt, statt die Protagonisten zu schon lange möglichen Schritten zu zwingen, wie das z.B. in Holland geschehen ist, und dort mit großem Erfolg.
Wir haben den Schritt gewagt, eine Webseite zu aktivieren, die dazu aufruft, MRSA-Fälle zu melden, damit wir der Öffentlichkeit Ross und Reiter nennen können.
Auf www.mrsa-melden.de können sich Betroffene outen und uns die „points of infection“ benennen. Wir denken, dass unter dem Druck eines Prangers im Internet sich die Todeskliniken selber ganz schnell rühren werden und längst fällige und mögliche Maßnahmen treffen.
Freilich: An Millionen Siechen und Dauerpatienten nach MRSA-Befall sind Milliarden zu verdienen, mit verlockenden Zuwachsraten. Ohne Zwang werden Kliniken und Pharmazie in unserem Land diese Pfründe nicht freiwillig opfern! Und jeder hierzulande weiß, wie die Gesundheitspolitik nach der Pfeife der Lobbyisten tanzt.
Unterstützen Sie unsere Initiative, indem Sie auf unserer Webseite www.mrsa-melden.de Fälle konkret melden. Wir werden die Meldungen kartographisch veröffentlichen, sobald unsere Rechtsanwaltskanzleien uns grünes Licht dazu geben. Ich habe aber die Hoffnung, dass schon die Angst vor einem solchen Forum die Kliniken veranlassen könnte, endlich zu handeln.
An die Gesundheitsminister/innen: Ein solches Forum, von Ihnen eingerichtet oder unterstützt, würde Ihnen viel Palaver und hohe Budgetmittel ersparen, und wir gingen angstfrei ins Krankenhaus, wenn uns was fehlt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Eckhardt Martin
Editorial des Paracelsus Magazins 3/15